Online-Archiv des alten Flughafen München-Riem

Über einen Zeitraum von knapp 53 Jahren war der Flughafen München-Riem der internationale Airport der bayerischen Landeshauptstadt München, bevor er 1992 in das Erdinger Moos verlegt wurde - ein Rückblick auf den ehemaligen Münchner Flughafen in Riem.
Der alte Münchner Flughafen - ein Rückblick auf über 100 Jahre Fliegerei in München. (Bildquelle: Flughafen München)

Flughafen München-Riem

Über einen Zeitraum von knapp 53 Jahren war der Flughafen Riem der internationale Airport der bayerischen Landeshauptstadt München. In den 19197 Tagen zwischen der Eröffnung und der Schliessung am 16.05.1992 wurden mit 4 Millionen Flugbewegungen rund 250 Millionen Flugpassagiere, 900.000 Tonnen Luftfracht und 330.000 Tonnen Luftpost abgefertigt.

 

Geschichte des Flughafen München-Riem

 

1936: München benötigt einen neuen Flughafen

Die Geschichte des Flughafen München-Riem beginnt im Jahr 1936. In diesem Jahr wurde festgestellt, dass der 1919 eröffnete Flugplatz Oberwiesenfeld den Anforderungen an die moderne Fliegerei nicht mehr gerecht werden würde, da Flächen für Aus- und Umbau fehlten. Ein Schicksal, dass auch den Flughafen München-Riem (in Friedenszeiten) sehr schnell ereilen würde – aber der Reihe nach: Riem wird als Standort für den neuen Münchner Flughafen auserkoren. Ein Jahr später war Baubeginn – im September 1939 soll eröffnet werden.

1939: zögerliche Inbetriebnahme des Flughafen München-Riem

Der am 25. Oktober 1939 in Betrieb genommene Flughafen München im Stadtteil Riem zählte damals zu den modernsten Flughäfen der Welt und ersetzte den Flugplatz Oberwiesenfeld. Schon in dieser Zeit war München eine ausgesprochene Drehscheibe für Flüge nach Süden und Südosten.

Die Eröffnung des Flughafen München-Riem war ursprünglich für den 1. September 1939 als ziviler Flughafen geplant – das geschichtsträchtige Datum an dem bekanntlich auch der zweite Weltkrieg ausbrach. Zudem führten auch Arbeitskräftemangel und die Materialkontingentierungen, die schon 1938 spürbar waren zu einer Verzögerung um fast 2 Monate für den zivilen Luftverkehr. Die eigentliche Bestimmung – als friedliche Drehscheibe für die zivile Luftfahrt zu dienen – war dem Münchner Flughafen damit verwehrt, denn er war während des zweiten Weltkriegs insbesondere auch Flugplatz der Luftwaffe und diente unter anderem auch der Wartung und Reparatur der Flugzeugmotoren von Lufthansa und Luftwaffe.

1945: Zerstörung des Flughafen München – Riem

Im Zuge des zweiten Weltkriegs wurde auch der Flughafen München mehrfach bombardiert. So steuerten am 24. März 1945 rund 80 Alliierten Flugzeuge das Flughafen-Areal an. Ziel der Zerstörung waren der Flughafen selbst, die Funksendestation zwischen Gronsdorf und Salmdorf, sowie die Bahnlinie zwischen Gronsdorf und Trudering und die naheliegende Umgebung um den Münchner Stadtteil Riem.

Zwischen 9. April und 1. Mai 1945 folgten weitere Luftangriffe auf den neuen Flughafen München-Riem sowie den Stadtbezirk München-Riem. Am Ende des zweiten Weltkrieges war der Flughafen München zu 70% zerstört, in Folge musste am 9. April 1945 auch der zivile Flugbetrieb der beiden einzigen Fluggesellschaften Swissair und Lufthansa eingestellt werden. Im Mai 1945, wurde der Flughafen von amerikanischen Truppen besetzt. Die USA errichteten über dem bis dahin üblichen Gras-Rollfeld eine Start- und Landebahn aus Stahlplatten.

Während der ersten Nachkriegsjahre spielte der Linienverkehr eine untergeordnete Rolle. Nur selten war es Deutschen möglich, am Flugverkehr teilzunehmen, da die Flugtickets nur in ausländischer Währung bezahlt werden konnten. Erst die Währungsreform vom 21. Juni 1948 schaffte die Voraussetzung, um künftig auch wieder als Bürger der BRD am zivilen Flugverkehr teilnehmen zu können. 

1950: Wachstum am Flughafen München-Riem

Am 22. November 1949 wurde die neue 1900 Meter lange Start- / Landebahn aus Beton feierlich eröffnet. Damit war der Flughafen München Riem 1950 auf Wachstum orientiert, die mit 28.970 Passagieren im Jahr 1949 begann. Etwa einen Monat vor der Eröffnung der neuen Runway wurde am 12. Oktober 1949 die Flughafen München-Riem GmbH (die 1969 in die Flughafen München GmbH umbenannt wurde) gegründet. Alles stand auf Neustart und ja – der Flughafen München startete durch: bereits zehn Jahre später mußte die Start- und Landebahn am Münchner Airport ernaut, diesmal auf 2600 Meter verlängert werden, um den Anforderungen des Düsen-Verkehrszeitalters gerecht zu werden. Mit dem Jet-Zeitalter wuchs das Passagieraufkommen rapide.

1955: Kapazität, Sicherheit und Wohlbefinden am Limit

Bereits 5 Jahre später, im Jahr 1954 werden Optionen geprüft, den Flughafen Riem weiter auszubauen und mit einer zweiten Start- und Landebahn auszustatten. Da der Flughafen durch den stets steigenden Flugverkehr und permanent zunehmenden Flugbewegungen immer wieder an seine Kapazitätsgrenzen stößt, scheint dieser Schritt dringend erforderlich.

Nicht zuletzt wegen der Flugunglücke im Jahr 1958 und 1960 wurde dem Ausbau des alten Flughafens jedoch eine Absage erteilt, denn auch die Nähe der Flughafenanlagen zum Stadtzentrum Münchens stellte ein zunehmendes Sicherheitsrisiko dar. Immerhin betrug die Entfernung zwischen dem Flughafengelände im Münchner Osten und der Münchner Innenstadt im Stadtkern seit jeher nur 10 Kilometer und München wuchs immer näher an den Flughafen heran.

Am 05. August 1969 fällt die Entscheidung, den neuen Flughafen München „MUC II“ im Erdinger Moos zu erbauen. Bis es soweit ist, muss der Flughafen in Riem aber noch 23 weitere Jahre durchhalten… und es stehen die olympischen Sommerspiel 1972 an!

1972: die olympischen Spiele in München – Belastungsprobe für den Flughafen Riem

Der Flughafen München Riem wurde in den vergangenen Jahren durch die sogenannten Überbrückungsbaumaßnahmen, insbesondere durch provisorische Leichtbauweise in Vorbereitung auf steigendes Flugaufkommen erweitert. Die Abfertigungs-Kapazität wurde mit Abschluss der Baumaßnahmen verdoppelt. Der Flughafen-Riem konnte damit lt. Planung rund 6 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen.

1988: Ein letzter Neubau am Flughafen-Riem – eine Mammutaufgabe für die Flugsicherung

Im November 1980 wurde endlich mit dem Bau des Franz Josef Strauß Flughafens MUC II im Erdinger Moss begonnen. 1981 mussten die Bauarbeiten jedoch jäh eingestellt werden. Juristischer Baustopp auf unbekannte Zeit! 

Im Jahr 1983 werden indes die jährlichen Fluggastzahlen von 6 Millionen Reisenden am Riemer Airport regelmäßig überschritten – Riem platzt aus allen Nähten und der dringend erwartete neue Franz Josef Strauß Flughafen MUC II wird wohl nicht bis 1988 fertiggestellt sein können.

Im November 1988 wird daher hastig das Terminal 2 für Charterflüge eröffnet um auch den Baustopp im Erdinger Moos überbrücken zu können, der übrigens 4 Jahre dauerte – im letzten Jahr werden in Riem über 12 Millionen (!) Fluggastbewegungen registriert, durchschnittlich 520 Flug-Bewegungen pro Tag mit nur einer Start- / Landebahn.

1992: Der Flughafen Riem wird zur entspannten Partymeile

23 Jahre nach der Festlegung zum Bau eines neuen Münchner Flughafens zieht der Flughafen München am 16. Mai 1992 über Nacht ins Erdinger Moos – der Franz Josef Strauß MUC Flughafen übernimmt den Betrieb, der Flugbetrieb in Riem kann eingestellt werden.

Das alte Flughafengelände in Riem wird in den Jahren nach der Schließung zunächst als Event-Location und Flohmarkt-Gelände genutzt.

1994: Der Flughafen München bröckelt, die Messestadt Riem entsteht

Ab 1994 entstand auf dem alten Flughafengeländes das neue Messegelände, sowie die Messestadt Riem mit dem Riemer Park der zuvor Bestandteil der Bundesgartenschau 2005 war. Stück für Stück verschwinden Gebäude, Wege und Runway um Platz für die neue Messe München zu machen.

An den alten Flughafen Riem erinnern heute nur noch der Flughafen Tower, die Zuschauertribüne und die Wappenhalle – welche 1995 unter Denkmalschutz gestellt wurden: Reste des alten Flughafen München-Riem. Zudem befindet sich im Westen der Messestadt noch ein kleines Stück Rollfeld, eine wahrlich kleine Erinnerung an die einst 2.804 Meter lange Start- und Landebahn des Flughafen München-Riem.

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