1971: Neue Ankunftshalle am Flughafen München-Riem

Die neue Ankunftshalle ist Bestandteil der sogenannten Überbrückungsmaßnahmen am Flughafen München, die im Frühjahr 1972 in Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele errichtet wurde.
Die neuen Ankunftshalle verdoppelt die Abfertigungskapazität von 3 auf 6 Millionen Fluggästen pro Jahr.(Bildquelle Flughafen München)

1971: Neue Ankunftshalle am Flughafen München-Riem

Bei der neuen Ankunftshalle des Flughafens München-Riem, die am 21. 4. 1971 in Betrieb genommen wurde, handelte es sich um einen ebenerdigen Flachbau, der aus Stahlbeton-/Fertigteilkonstruktion errichtet wurde, die Baukosten für die Halle betrugen rund 5,6 Mio DM.

Die neue Ankunftshalle war Bestandteil der sogenannten Überbrückungsmaßnahmen am Flughafen München, die im Frühjahr 1972 in ihrer Gesamtheit fertiggestellt wurden. Ab 1972 konnten dann am Flughafen München-Riem jährlich zwischen 5,5 und 6 Mio Fluggäste abgefertigt werden. Die Abfertigungskapazität lag davor bei etwa 3 Mio Flug­gästen jährlich, wobei bereits im Jahr 1970 rund 3,5 Millionen Passagiere — zum Teil unter erheblichen betrieblichen Schwie­rigkeiten — durch die Abfertigungsanlagen geschleust werden mußten.

Infolge der zeitlich beschränkten Nutzungsdauer der neuen Gebäudeanlagen wurde bei der Bauplanung, die in den Händen der Abt. Hochbau 2 des Baureferates der Stadt München lag, angestrebt, die Überbrückungsmaßnahmen unter dem Gesichtspunkt der größten Wirtschaftlichkeit, sowie der Möglichkeit einer später einfachen Demontage der Hallen auszuführen.

Neu für Passagiere und Abholer

Mit der Inbetriebnahme der Ankunftshalle ergab sich ein „neues Konzept“ der Abfertigungsanlagen in München-Riem: Abflug und Ankunft waren in getrennten Gebäude­komplexen untergebracht. Das bisherige Flughafenhaupt­gebäude diente seither nur noch der Abfertigung abfliegender Flug­gäste.

Ankunftsbereich Inland – Ausland

Die aus dem Ausland ankommenden Passagiere gingen nach Betreten der Ankunftshalle durch die Paßkontrolle weiter in die Gepäckausgabe Ausland. Dort nahmen die Fluggäste prak­tisch im Vorübergehen ihr Gepäck von den Ausgabebändern und erreichen nach der Zollkontrolle den Abholerbereich. Die aus dem Inland ankommenden Passagiere hatten in der Zu­kunft einen noch kürzeren Weg als bisher. Sie gelangten un­mittelbar nach Eintreffen in der Ankunftshalle in den Abholerbereich. Für Inlandsfluggäste mit Gepäck — erfah­rungsgemäß führt jeder zweite Inlandspassagier Reisegepäck mit sich — lag die Gepäckausgabe im Westteil der Ankunfts­halle.

Im Gepäckausgabebereich waren neun dreieckförmige umlau­fende Gepäckausgabebänder installiert, davon vier auf der Inlands- und fünf auf der Auslandsseite. Die Anlage für die Gepäckausgabe entsprach dabei dem neuesten Stand der Technik. Bis zur Fertigstellung des Verbindungsgebäudes im März 1972 wurden umsteigende Fluggäste nach der Paß-, Zoll- und Sicher­heitskontrolle im Ostteil der Ankunftshalle mit Bussen zum Transitraum im Hauptgebäude befördert.

Informationssystem

Besonderer Wert wurde auf die Übersichtlichkeit durch eine neue Informationsbeschilderung gelegt. Diese entsprach in Farbgebung und Gestaltung den im Normenbuch über „Pikto­gramme zur Orientierung auf Flughäfen“ empfohlenen Richtlinien. Das Normenbuch wurde von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) herausgegeben mit dem Bestreben, eine möglichst einheitliche Informationsbeschilde­rung auf den deutschen Flughäfen zu erreichen.

Bei der Beschilderung fanden sog. Piktogramme Verwendung, die von der ADV bzw. der International Civil Aviation Orga­nization (ICAO) erarbeitet wurden. Durch eine bildhafte Darstellung der Hinweistafel sollten eine rasche Orientierung er­reicht und Sprachschwierigkeiten vermieden werden. Wie zu erwarten, hatten auch andere Organisationen, wie z. B. das Komi­tee zur Organisation der Olympischen Sommerspiele in Mün­chen und die Messegesellschaften der deutschen Messestädte, diese Piktogramme übernommen. Die Hinweisbeschil­derung in der neuen Ankunftshalle erfolgte weitgehend durch Leuchtkästen, wobei die den Betriebsablauf betreffende Beschil­derung in Gelb, die auf Passagierservice hinweisende Beschilde­rung in Grün gehalten waren.

Zollabfertigung

Neu war das Zweikanal-Zollabfertigungssystem am Flughafen München-Riem. Der Weg durch den Zoll wurde durch grüne und rote Hinweistafeln deutlich gekennzeichnet. So konnten Flug­gäste mit anmeldefreier Ware die grünen Ausgänge frei passieren, wobei sie jedoch mit Stichproben rechnen mussten. Die roten Ausgänge hingegen bleiben Passagieren mit anmelde­pflichtigen Waren vorbehalten. Dieses an in- und ausländischen Flughäfen erprobte Zweikanal-Zollabfertigungssystem wird heute noch an vielen Flughäfen zur Beschleunigung der Zollabfertigung durchgeführt. Die Passagiere wurden von den Fluggesellschaften bereits bei der Landung über den Bordlautsprecher auf das neue Zoll­abfertigungssystem hingewiesen. Darüber hinaus verteilte der Zoll entsprechende Merkblätter an die Passagiere bei ihrer Ankunft in der Halle.

Abholbereich

Der Abholerbereich der Ankunftshalle umfaßte rund 900 qm und verfügte über rund 200 Sitzplätze. Neben verschiedenen Geschäften wurden ein Postamt, eine Bank sowie die Büros und Schalterboxen für Linien- und Charterfluggesellschaften und Autovermietungsunternehmen eingerichtet.

Vorfahrt und Parkplätze

Die Vorfahrt vor der Ankunftshalle war auf zwei nebenein­anderliegenden Straßen möglich, wobei die Gehsteige über die gesamte Länge der Ankunftshalle überdacht waren. Den Fluggästen und Abholern standen auf den neuangelegten Parkplätzen im Bereich der Ankunftshalle 264 Kurzzeit- und rund 1700 Mittel- bzw. Langzeitparkstände zur Verfügung. Außerdem wurden 100 neue Taxi- sowie 23 Busparkstände geschaffen.

Technische Daten der Ankunftshalle

Grundfläche: 8000 qm
Höhe: 4,75 m
Länge: 136 m
Breite: 61 m

 

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